Oktober 2015

Reisebericht: Südafrika - Mit dem Shongololo-Express das Land erkunden

Das Pfeifen der Lokomotive holt Sie aus Ihren Träumen zurück in die Realität - Sie reisen mit dem bekannten Shongololo-Express quer durch Südafrika! Als die Zulus zum ersten Mal einen Zug in der Ferne erblickten, erinnerte sie die Bewegung des Zugs an ein

Chronisten Michael und Michaela in Südafrika
Mein Tipp

Träume erleben mit dem Shongololo-Express durch Südafrika

Michaela und Michael, Berge & Meer Chronisten

Africa is not for sissies!

Ein beliebter Spruch im südlichen Afrika. Wir möchten Sie liebe Berge & Meer Freunde wieder einmal mit auf die Reise nehmen.

Nein, wir sind keine Angsthasen und haben schon mehrmals afrikanischen Boden betreten, aber Südafrika wird eine neue Erfahrung für uns sein. Dieses wird ein Abenteuer auf Eisenbahnschienen, nicht der Blue Train, nicht der Rovos Rail, sondern der Schongololo Safari Train der sich wie sein Namensgeber durch das südliche Afrika schlängelt.

Viel Spaß beim Lesen unseres Blogs

Michaela und Michael

1. - 2. Tag

Ukuhamba Kukubond

Reisen öffnet Fenster zur Welt (Spruch der Xhosa) steht auf dem Pappbecher, in dem uns der Kaffee im South African Airways Flieger gereicht wird. Wenn wir in ein fernes Land reisen überlegen wir, welche Vorurteile oder Informationen uns bekannt sind.

  • "Kauft keine Trauben aus Südafrika" war ein Spruch unserer Kindheit
  • Nelsons Mandelas Inhaftierung ging damals durch die Medien
  • Die Kruger Rand Münze als Sammlerobjekt war jedem bekannt
  • Was Apartheid in Südafrika bedeutet stand in unseren Schulbüchern

Aber wie ist Südafrika heute, warum zieht es so viele Menschen dort hin um die Landschaft zu bewundern und die Regenbogennation kennen zu lernen? Wir sind aufgebrochen um dies auf bequemem Wege während einer Rundreise kennen zu lernen.

Der Shongololo Express gibt uns diese Möglichkeit, da wir den Koffer nur einmal auspacken müssen und jede Nach ins gleiche Bett fallen. Nach dem wir die recht einfache Einreiseprozedur überstanden haben, geht es noch vom Nachtflug total übermüdet gleich auf um Johannesburg zu erkunden (von den Einheimischen auch einfach Josie genannt). Im bequemen, 12 sitzigen Bus, ist nach einer kurzen Stadtrundfahrt die Township Soweto unser erstes Ziel. Ok, bei 32 °C ist ein Museum in Soweto nicht unbedingt die erste Wahl, aber das Hector Pieterson Museum ist doch eine Empfehlung. Hector, ein 12 jähriger Schüler, und das erste Todesopfer während der Schüleraufstände in Soweto ist der Aufhänger um die damalige Situation der Apartheid zu verdeutlichen.

Nach einer anschließenden kurzen Rundfahrt durch Pretoria ging es endlich zum Bahnhof um unser kleines aber feines Abteil zu beziehen. Es erfolgte noch eine kurze Eiweisung des Zugmanagers gefolgt von einem 4-Gänge-Menü.

Der Shongololo Express ging mit uns auf die Reise und wir lernten unsere Weingläser bei jedem heftigen Ruckeln rechtzeitig anzuheben. Total übermüdet vielen wir in unsere Betten um für die Panoramafahrt durch den Norden am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.

3. Tag

Unterwegs auf der Panoramaroute

Wir erreichen am frühen Morgen unser nächstes Etappenziel und stoppen auf dem Abstellgleis eines sehr kleinen Ortes. Er besteht aus ungefähr zwanzig Häusern und der Bahnhof ist neben dem Gemischtwarenladen das größte Highlight.

Nach dem Frühstück besteigen wir direkt auf dem Bahnsteig die Busse und brechen auf, um den Nordosten kennen zu lernen. Es geht vorbei an Obstplantagen, Wäldern und kleinen Wasserfällen zur Goldgräberstadt Pilgrim’s Rest. Diese Geisterstadt des frühen Goldrauschs wurde zu einem sehenswerten Museumsdorf umgewandelt. Wer möchte, kann noch heute eine Lizenz erwerben um sich im Goldwaschen zu üben, aber der Fund wird leider nicht die Kosten einer Südafrikareise decken.

So fahren wir lieber weiter zum Blyde River Canyon, der einer der größten Canyons weltweit ist. Der Blyde River Canyon ist 26 Kilometer lang und bis 800 m tief. Er besteht hauptsächlich aus rotem Sandstein und gilt als eines der großen Naturwunder Afrikas. Hier machen wir an verschiedenen Aussichtspunkten halt, wie Bourke’s Luck Potholes, den Three Rondavels und zum Schluss der Blick von God‘ Window, um den Canyon und die weite Ebene zu bestaunen.

Dann geht es nach einem sehr langen und erlebnisreichen Tag zurück zum Zug. Wir sind heute mal eben 370 km gefahren, Südafrika ist eben doch recht groß.

Im Zug werden wir mit der Information begrüßt, dass wir mit unserer Fahrt in die höher gelegenen Regionen (wir waren bis auf 1.600 m hoch) eine gute Wahl getroffen hatten. In der Ebene waren es nämlich 45 °C und das gesamte Zugpersonal fühlte sich sehr schlapp. Tja, und morgen geht es in den Kruger Nationalpark, ob es dann auch so heiß ist?

4. Tag

Auf der Suche nach den Big Five

Heute geht es auf Safari in den Krüger Nationalpark, dessen Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht:

"1896 war ein traumatisches Jahr für alle Bewohner der Republik Transvaal und die Tierwelt in der Gegend um den heutigen Krüger Nationalpark. Die Rinderpest raffte das meiste Vieh und einen Großteil des Wildtierbestandes dahin. Ein schwerer Schlag für die Wirtschaft der noch unabhängigen Republik Transvaal. Das Parlament unter Leitung von Präsident Paul Kruger beschloss daher die Gründung eines kleinen, staatlichen Wildreservates, um auch zukünftigen Jägern die Möglichkeit zu geben, Wild in der Natur zu jagen. 1898 wurde mit geringen Mitteln daraufhin das Sabie Game Reserve gegründet, doch schon bald brachen die Burenkriege aus und das neugegründete Reservat wurde zurückgestellt.

Erst 1902, nun unter britischer Herrschaft, lebte der Park wieder auf. Major James Stevenson Hamilton leitete im Auftrag der britischen Armee das Reservat, ein Glücksfall, wie sich im Laufe der Jahre herausstellen sollte. Mit der Zeit wuchs der Park in seiner Größe und nur durch den unermüdlichen Einsatz Stevenson-Hamiltons und seiner Untergebenen, gelang es schließlich, den Park von marodierenden Burenbanden, Schmugglern und Wilderern zu säubern und mit einer unnachgiebigen, aber durchaus diplomatischen Politik seinen Erhalt zu sichern. Raubtiere wurden abgeschossen, um den wenigen verbliebenen Antilopen und Grasfressern die Möglichkeit zu geben, sich zu vermehren. Im Jahr 1926 wurde das Reservat offiziell als erster Nationalpark Südafrikas ausgewiesen und nach Paul Kruger benannt."

Wir haben uns entschieden die Tour nicht im stickigen Kleinbus zu erleben, sondern gegen einen Aufpreis die Tour im offenen Allrad-Geländewagen durchzuführen. Unser Guide schafft es bereits in den ersten 2 Stunden Nashörner, Elefanten, Büffel und einen Leopard für uns aufzuspüren. Nur mit dem Löwen will es nicht klappen. Bei 1.200 Löwen auf einer Parkfläche von fast 20.000 km² kann das schon mal schwierig werden. Wir sind den ganzen Tag erfolglos auf der Jagd nach dem letzten Mitglied der Big Five, und müssen uns mit anderen Begegnungen wie Krokodil und Nilpferd begnügen. Am Nachmittag treten wir trotzdem, beeindruckt vom Artenreichtum des Parks, die Rückfahrt zum Zug an. Wir werden passend zum Tag von einem Grillabend überrascht. Auf einem Bahnhof haben wir auch noch nie gegrillt.

Unser Zug trägt den Namen Shongololo = Tausendfüßler. Die Tausendfüßer sind ein Unterstamm der Gliederfüßer. Wie der Name andeutet, haben einige Tausendfüßer-Arten eine große Anzahl von Beinen - die meisten bei einer Unterart gezählten Beine sind nämlich 750. Den wortwörtlichen Tausendfüßer gibt es demnach gar nicht. Als die ersten Züge durch Südafrika fuhren, waren die einheimischen Stämme über deren Länge so erstaunt, dass sie Ihnen den Namen Shongololo gaben, der in ihrer Sprache Tausendfüßler bedeutet.

Unser Shongololo Express besteht aus 13 Wagons: den Schlafabteilen für Gäste und Personal, der Küche, dem Restaurant, der Bar, einem Rauchabteil und den Wagon für die mitgeführten Kleinbusse. Auf unserer Safari haben wir keinen Shongololo gesehen, aber heute Nacht dürfen wir wieder in unserem Shongololo Express beim Rattern der Räder schlafen und dem nächsten Ziel entgegen rollen.

5. Tag

Das letzte Königreich Afrikas

Nach einer unruhigen Nacht in der wir über das Südafrikanische Schienennetz holperten erreichen wir die Grenze von Swasiland. Wir verlassen den Zug um mit den Kleinbussen zum Grenzübergang zu fahren. Da die Straße nach Swasiland gerade erweitert wird, quälen wir uns mit "Stop and Go" durch 3 Baustellen und fühlen uns in das heimische Deutschland versetzt.

Endlich ist die Grenze erreicht. Wir verlassen den Bus um den Ausreisestempel von Südafrika zu erhalten. Danach geht es zu Fuß durch das Niemandsland bis zur Grenze von Swasiland. Das Einreisebüro erkennen wir nicht und befinden uns schon in Swasiland als ein aufgeregter Grenzbeamte uns zurück schickt um bürokratisch ordnungsgemäß den Pass zum Abstempeln vorzulegen. Dann geht es endlich auf in die letzte absolute Monarchie Afrikas.

Zur Zeit regiert König Mswati III das überwiegend christliche Land. Er ist für seinen luxuriösen Lebensstil und seine zahlreichen Ehefrauen bekannt: Jedes Jahr findet der Umhlanga ("Schilfrohrtanz") statt, bei dem die jungen Frauen der Mutter des Königs huldigen. Bei diesem Fest treffen sich die unverheirateten Mädchen und Frauen, die noch keine Kinder haben. In traditionellen Kostümen werden Schilfrohrbündel der Königin-Mutter festlich übergeben. Der König wählt bei diesem Fest häufig ein Mädchen als Frau.

In Swasiland ist die Polygamie erlaubt und der König hat bereits 14 Frauen von denen ihm aber 3 Frauen weggelaufen sind. Sie leben nun in Südafrika im Exil. Wir fahren durch die sanften von Landwirtschaft geprägten Hügel dieses zweitkleinsten Landes Afrikas. Es herrscht ein subtropisches Klima und die höchste Erhebung misst 1.862 m. Es ist kaum vorstellbar, dass wir uns hier in einem der ärmsten Staaten der Welt befinden. Zur Stützung der Wirtschaft halten wir nach 2 Stunden an einer Glasfabrik um die Glaskunst zu bewundern und möglichst einige Produkte zu erwerben. Dann geht es nach einem weiteren Stopp zur Nahrungsaufnahme in ein Museumsdorf um etwas über die alten Bräuche zu lernen. Bevor wir den Shongololo Express erreichen gibt es einen weiteren Halt an Verkaufsstände mit lokalem Kunsthandwerk.

Am Abend treffen wir an der Grenze wieder auf den Zug, aber der Zutritt wird uns verwehrt. Wir müssen im Bahnhäuschen erst den offiziellen Ausreisestempel erhalten. Nach einem langen Tag genießen wir beim Abendessen den südafrikanischen Wein und freuen uns auf eine Nacht im stehenden Zug.

6. Tag

Auf der Suche nach Löwen

Nach einem guten Morgenkaffee werden wir in die Busse gepackt um nochmals die Wildtiere des südlichen Afrikas zu suchen, denn wer glaubt sie beim Durchfahren der offenen Landschaften zu erspähen wird leider enttäuscht. Ein kurzer Stopp am Südafrikanischen Grenzposten um den Pass mit einem weiteren Einreisestempel zu füllen und dann weiter zum Hluhluwe Umfolozi Nationalpark.

Die vielfältige Vegetation des ältesten Parks Südafrikas bietet Lebensraum für viele Säugetiere, Vögel, Reptilien und Amphibien. Die "Big Five", Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard sind ebenso vertreten wie Geparde, Wildhunde und Giraffen. Hluhluwe und Umfolozi wurden 1895 als getrennte Reservate gegründet, als die Population dieser Tiere durch übermäßige Jagd gefährdet war. Die im zentralen Zululand in der Provinz KwaZulu-Natal gelegenen Parks wurden 1989 zusammengelegt. Die Fläche umfasst 960 km² meist hügeliges Gelände.

Wir besteigen wieder den für einen Aufpreis gebuchten offenen Geländewagen und sind voll Vorfreude hier endlich den Löwen zu finden. Unser Guide hat ein scharfes Auge für die im Gebüsch versteckten Wildtiere und weiß viel über Flora und Fauna zu berichten. Er stand früher auf der anderen Seite und spürte Tiere für Großwildjäger auf bevor er zu Ihrem Beschützer wurde. Insbesondere das wegen seinem wertvollen Horn verfolgte Rhinozeros gibt es hier in großer Anzahl, auch der Nachwuchs ist zahlreich.

Nur der Löwe will sich wieder nicht zeigen. Wir müssen uns auf dieser Afrikareise wohl mit den "Big Four" zufrieden geben. Nur ein wenig enttäuscht lassen wir uns mit dem Bus zum Zug bringen um unsere Reise fortzusetzen.

Im Shongololo Express erwartet uns wieder ein kleines 4-Gänge-Menü. Es ist stets ein wohlschmeckendes Mahl. Und es ist schon erstaunlich was in der kleinen Küche gezaubert und auch für’s Auge angerichtet wird. Ebenso ist das Personal zu bewundern wenn es im schlingernden Zug das Essen aufträgt.

7. Tag

Andere Länder - andere Warnschilder

Unser Zug stand über Nacht an der Bahnstation in Empangeni in der Provinz KwaZulu-Natal.

So brechen wir am Morgen ausgeschlafen zum Lake St. Lucia auf. Dies ist Südafrikas größter Binnensee. Er ist 60 km lang und bis 10 km breit, aber nur 1 - 2 m tief. Da der See nur durch einen Dünengürtel getrennt parallel zur Küste verläuft und durch einen Kanal mit dem Meer verbunden ist, vermischen sich hier Salz- und Süßwasser und bilden einen idealen Lebensraum für Fische und Wasservögel. Auch wenn der See in der Mittagshitze zum Schwimmen einlädt, müssen wir hiervon Abstand nehmen. Ein Schild warnt uns vor gefährlichen Bewohnern des Sees.

Wir besteigen stattdessen ein Boot und entdecken bereits nach kurzer Fahrt die erste Rückenflosse eines Hais. An vielen Stellen des Sees stehen Flusspferde im Wasser um sich abzukühlen und am Ufer lauern die Krokodile auf Beute. Im kleinen Ort St. Lucia stoppen wir um unseren Hunger zu stillen und dann geht es weiter zum Museumsdorf der Zulus. Hier werden uns die früheren Lebensgewohnheiten der Zulus vorgestellt und das traditionelle selbst gebraute Bier zum Kosten gereicht. Im Anschluss gibt es als Showeinlage die Darbietung einiger traditioneller Tänze. Am Ausgang des Dorfes verabschiedet sich der Clanchef von jedem persönlich um auch persönlich die zusätzlichen Spenden zum Eintrittsgeld für die Darbietung entgegen zu nehmen.

Wir kehren rechtzeitig zum Abendessen zurück und der Zugmanager des Shongololo Express überrascht uns während des Essens mit der Information, dass der Zug in der nächsten Stunde eine kurvenreiche Strecke befährt und es etwas unruhiger werden könnte. Noch stärkeres Ruckeln??? Also das Timing ist prima wir befinden uns auf einer Adventures Tour, so ist das Essen heute auch wieder ein echtes Adventure. Es ist sinnvoll Gläser nur halb zu füllen und immer eine hilfreiche Hand bereit zu halten um den Kellner zu stützen.

Im Anschluss begeben wir uns in die Betten um die Railroad Massage zu genießen und hoffentlich vom abenteuerlichen Quietschen und Rattern begleitet bald einzuschlafen.

8. Tag

Das andere Durban

Morgens um 4.00 Uhr werden wir von einer lärmenden unverständlichen Lautsprecheransage geweckt. Der Bahnhof von Durban ist erreicht. Wir ziehen die Decke über den Kopf und versuchen noch ein wenig zu schlafen, um fit für die nächste Tagestour zu sein.

In den letzten Tagen wunderten wir uns warum der Zug, falls er nicht über Nacht fuhr, auf einsamen Abstellgeleisen kleiner Dorfbahnhöfe stand. Nun ist es uns klar. Nicht nur wegen der Sicherheit pausieren wir weit entfernt von den Großstädten sondern vor allem um einen ruhigen Schlaf zu ermöglichen. Wir erfahren am Morgen, dass leider nicht die Mindestzahl von 8 Leuten für die spirituelle Tour durch Durban zusammen kommt. Die meisten Mitreisenden wollen eine Stadtrundfahrt, ein wenig Shoppen und an den Strand. Da die Zahl der Fahrzeuge begrenzt ist entscheidet die Mehrheit. Aber dann macht es der Zugmanager doch möglich uns wenigstens eine verkürzte Tour anzubieten. So brechen wir zu siebt auf um mit unserer Fahrerin Cosi das andere Durban zu sehen.

Wir besuchen das nordwestlich vom Zentrum Durbans liegende Phoenix. Es wurde 1976 zu einem der Towships Durbans. Wir suchen in den verwinkelten Straßen unseren Weg. Und uns ereilt ein seltsames Gefühl. Cosi versichert uns, dass wir hier absolut sicher sind. Die Gemeinschaft des Townships sind die Augen der Polizei und wer zu Gandhis Haus will ist willkommen.

Viele indisch stämmige Einwanderer lebten hier bereits im 19. Jahrhundert und Phoenix ist heute die größte "Indische Stadt" in Südafrika. Wir besuchen das Haus von Mahatma Gandhi an das ein wunderschönes kleines Museum angeschlossen ist. Gandhi lebte 21 Jahre in Südafrika, gründete eine Siedlung in Phoenix und setzte sich für die Rechte der indischen Gemeinschaft in Durban ein. Hier formulierte er seine Doktrin des passiven Widerstands, organisierte Demonstrationen und Streiks. 1914 wurden den Indern für viele Jahre Sonderrechte zugesagt. Die Erkenntnisse die Gandhi in diesem Kampf für die Rechte der Inder gewann, halfen ihm später im Unabhängigkeitskampf Indiens.

Im Anschluss geht es weiter zum indisch geprägten Viktoriamarkt. Schon beim Eintritt empfängt uns der Duft der unterschiedlichsten exotischen Gewürze und die Hallen sind gefüllt mit Dingen des täglichen Lebens und Kunsthandwerk. Zum Abschluss geht zur Strandpromenade Golden Mile dem Stadtstrand für ein frisch gezapftes Südafrikanisches Bier.

Zurück im Zug erfahren wir, dass der Zug erst am nächsten Morgen den Bahnhof verlässt. Wir können es uns also sparen den Wecker zu stellen. Die freundliche Lautsprecherstimme wird uns pünktlich um 4.00 Uhr wecken.

9. Tag

Leben im Shongololo

Heute dürfen wir uns erholen und relaxen. Wir verbringen den ganzen Tag im Shongololo Express. Endlich haben wir Zeit für einen zweiten und dritten Kaffee während wir die Landschaft an uns vorbei ziehen sehen. Langsam schwindet das saftig, grüne, von Landwirtschaft geprägte Panorama und wird ersetzt durch eine trockenere Landschaft, die eher unseren Vorstellungen von Afrika entspricht. 

Wir nutzen den Tag um Kontakte mit den Mitreisenden zu vertiefen. Wir sind nämlich eine eigene kleine Regenbogennation. Die Zugbegeisterten kommen aus Australien, England, Kanada, Belgien, USA, Niederlande, Frankreich, Schweiz und Deutschland. Und das stets freundliche und hilfsbereite Zugpersonal ergänzt die Vielfalt der Nationalitäten mit Südafrika und Swasiland. Wie wir, haben sich die meisten Zuggäste auf das Abenteuer Shongololo eingelassen, um sich das, sonst bei einer Rundreise übliche, tägliche Kofferpacken zu ersparen und einen Hauch Nostalgie zu spüren. 

Die Wagen des Shongololo stammen aus dem ehemaligen Rhodesien und wurden in den 1950ern gebaut. Einige Wagen haben noch die ursprüngliche Einrichtung, andere wurden neu ausgebaut, da die sehr schöne Originaleinrichtung schon zu viele Defekte hatte. Bar- und Restaurantwagen sowie Raucherlounge besitzen noch die Originaleinrichtung (auch zu erkennen an dem RR auf den Scheiben für Rhodesien Rail). 

Wir haben ein Abteil der Commodore Klasse. Dies liest sich toll, aber unser Abteil ist nur 7,106 m² groß, einschließlich Duschbad. Es ist schon eine genaue Logistik nötig für die Reihenfolge in der wir das Abteil betreten. Andererseits haben wir im Gegensatz zu unserer Reise mit der Transsib ein privates Bad und etwas breitere Betten, in die man komplett hinein passt. Für die Kleidung gibt es einen kleinen Schrank für das Nötigste. Der Rest bleibt einfach in der Tasche und wird unter dem Bett verstaut. 

Da ein Zug sich bekanntlich schnell aufheizt, gibt es in jedem Abteil eine Klimaanlage. Diese ist etwas ungünstig angebracht und so ist die Erkältung vorprogrammiert. Jedenfalls husten einschließlich uns eine ganze Reihe Mitreisender im Zug. Aber was nimmt man nicht alles auf sich für das wundervolle Abenteuer einer Zugreise durch das Südliche Afrika.

10. Tag

Das größte gebuddelte Loch

Die letzte Nacht wurde empfindlich kalt. Statt der kühlenden Klimaanlage waren jetzt Decken gefragt. Beim Frühstück sitzen wir in Fleece Jacken und wärmen uns an der Kaffeetasse.

Der Zug fährt heute nach Kimberley. Die Zug Gäste können zwischen 2 Bustouren wählen, um dann in Kimberley wieder auf den Zug zu stoßen oder einfach im Zug bleiben.

Als echte Zug Fans verzichten wir darauf uns für die nächsten 330 km in den Kleinbus zu zwängen. Wir genießen währende der 4 stündigen Fahrt im Shongololo die an uns vorbeiziehende Landschaft der Halbwüste Karoo.

Mittags kommen wir in Kimberley an und gehen im ehrwürdigen, von Cecil Rhodes 1881 mitgegründeten, Kimberley Klub Essen. Hier kamen zum Ende des 19. Jahrhunderts die Diamantenbarone zusammen. Im Klub waren dann mehr Millionäre versammelt, als an irgendeinem anderen Ort in der Welt. Die gediegene Einrichtung lässt die längst vergangenen Zeiten wieder auferstehen.

Im Anschluss geht es noch zum Big Hole. Es ist mit 800 m Tiefe und einem Durchmesser von 1.6 km der größte von Menschenhand geschaffene Krater. Um 1870 gruben 30.000 Menschen im „Big Hole“ nach Diamanten. Bis 1914 wurden in dem Riesenloch 2.722 kg Diamanten gefunden. Heute ist das Gelände der stillgelegten Mine eingezäunt. So haben wir keine Chance einen kleinen Diamanten zu entdecken.

Wir besichtigen noch das angeschlossene Museumsdorf, um eine Vorstellung vom Leben als Diamantschürfer zu bekommen. Und dann wird es schon wieder Zeit in den Zug einzusteigen der mit uns über Nacht nach Matjesfontein holpert.

11. Tag

Matjiesfontein - eine kleine Oase in der Wüste

Wir erfahren am Morgen, dass die heutigen Ausflüge nur stattfinden wenn wir rechtzeitig in Matjesfontein ankommen. Der Zug benutzt das öffentliche, nur einspurig ausgebaute Bahnnetz. Und die regulären Züge haben natürlich stets Vorrang.

Außerdem wird unsere Lok alle paar hundert Kilometer gewechselt. So mussten wir bereits vorgestern eine Stunde auf eine neue Lok warten, bevor wir endlich in den Bahnhof einrollten. Bisher hatten wir erfreulicher Weise ansonsten keine längeren Verspätungen. Vielleicht sollte sich die Deutsche Bahn mal von den Südafrikanern beraten lassen.

Mit einiger Verspätung rollen wir endlich in Matjiesfontein ein, einem kleinen Dorf im viktorianischen Stil am Rande der Halbwüste Karoo. Es war ursprünglich nur ein kleiner Bahnhof an der Hauptstrecke Johannesburg - Kimberley - De Aar - Worcester - Kapstadt, gebaut für die Bauern der kargen Umgebung, in der die Vegetation so spärlich ist, dass weitgehend nur Schafzucht möglich ist. Die Bahnstation nutzten auch Dampflokomotiven, die dort auf dem Weg durch die Karoo Wasser fassten.

1876 ließ sich der Schotte James Douglas Logan hier nieder und ließ das Lord Milner Hotel errichten. Prominente Gäste wie Cecil Rhodes, Edgar Wallace und Rudyard Kipling nächtigten hier. Die Hauptstraße misst nur wenige Hundert Meter und der Ort hat ca. 400 Einwohnern.

Ordentlich nebeneinander aufgestellt, stehen hier ein Café, eine Post und ein Pub mit rot gedeckten Dächern, niedrigen, weiß getünchten Wänden, Giebeln und verschnörkelten Zäunen in Reih und Glied. Ein in die Jahre gekommener, wenn auch funktionstüchtiger Tennisplatz vervollständigt das Bild. Hier ist die Geschichte lebendig.

Aus der Bar des Hotels klingt Klaviermusik und zieht uns magisch an. Wir betreten den, im alten Stil erhaltenen Raum und werden von John Theunissen mit Gesang empfangen. Er nötigt uns zu einer Hotelführung im Eilformat und zeigt uns alle wichtigen Gegenstände, die lokale Geschichte erzählen. Der Hut für die kleine Spende ist schnell gezückt und wir werden mit einem letzten Lied am Klavier verabschiedet.

Unsere Bustour findet in verkürzter Form statt. Uns wird aber versichert, dass wir Hermanus zur Walbeobachtung am nächsten Tag von Kapstadt aus besuchen werden. Wir fahren heute durch malerische Bergpässe und treffen 200 km vor Kapstadt wieder auf unseren Zug. Schnell werden wir im Zug verstaut, um die letzte Etappe der Fahrt mit dem Shongololo zu genießen.

12. Tag

Whale - Watching von der Parkbank

Während wir wohlig in den Betten schlafen (man hat sich ja inzwischen an das Gerumpel des Zuges gewöhnt) fährt der Shongololo auf dem Abstellgleis des Güterbahnhofs von Kapstadt ein. Hier verweilt der Zug die nächsten 2 Tage bevor wir unser fahrendes Hotel verlassen.

Am Morgen ist der Himmel wolkenfrei und erlaubt einen offenen Blick auf den Tafelberg. Bevor wir aber dieses Sehnsuchtsziel jedes Touristen der zum ersten Mal in Kapstadt ist besuchen, geht es mit dem Kleinbus entlang der Atlantikküste nach Hermanus der Welthauptstadt für Whale - Watching.

Die Buckel- und Glattwale kann man hier zwischen Juli - Dezember bequem von der Strandpromenade aus beobachten. Wir haben sogar das Glück einen springenden Glattwal bewundern zu können. An Land ist es nicht weniger interessant, eine kleine Gruppe Klippschliefer verlässt den Schutz der Felsen und nähert sich. Es könnte ja sein, dass wir frischen Salat oder trocknes Brot für sie bereit halten. Sie schauen uns erwartungsvoll an um dann enttäuscht wieder auf die Suche nach frischem Gras zu gehen. Dieses Lebewesen erinnert an ein Murmeltier oder großes Meerschweinchen, ist aber ein entfernter Verwandter des Elefanten.

Wir besteigen wieder den Bus um zurück Richtung Kapstadt zu fahren. Unterwegs legen wir noch einen kurzen Stopp für eine Weinprobe ein und dann geht es endlich zum Tafelberg. Das Tischtuch ist heute nicht gedeckt und es weht auch nur eine leichte Brise. So geht es mit der Seilbahn in 5 Minuten hoch zum Plateau und wir bewundern während unseres Rundgang die zweitgrößte Stadt Südafrikas von oben.

Im Anschluss geht es zum Bo-Kaap Viertel. Hier ließen sich im 18. Jahrhundert die befreiten aus Malaysia, Indonesien, Sri Lanka und Indien verschleppten Sklaven nieder. Knallgelb und Rot, Hellgrün und Lila - bunt sind die Fassaden der im kapholländischen und englischen Stil erbauten Häuser. Die Kap-Malayen waren es übrigens, denen Südafrika die Sprache Afrikaans verdankt. Weil die Sklaven alle aus unterschiedlichen Ländern stammten, nutzten sie ein vereinfachtes Niederländisch, um sich zu verständigen. Muslimische Gelehrte schrieben die ersten Texte in Afrikaans nieder.

Nach einem langen erlebnisreichen Tag geht es zurück zum Zug. Wer möchte kann sich zur Waterfront fahren lassen. Wir genießen aber lieber die Atmosphäre im Shongololo bei einem Glas Pinotage.

13. Tag

Am Kap der Stürme

Keine Reise an die südliche Spitze Afrikas ohne Besuch des Kaps der "Guten Hoffnung". Auch wir brechen heute auf zu diesem sehr markanten, früher wegen seiner Klippen gefürchtetem Kap, nahe der Südspitze Afrikas.

Es ist der südwestlichste, nicht der südlichste Punkt Afrikas (das ist das Kap Agulhas), und damit jenes Kap, an dem die afrikanische Küste ihren Schwenk nach Osten beginnt und die Passage in den Indischen Ozean anzeigt. Unmittelbar an der Küste erstreckt sich eine Felsenlandschaft, die sich unter Wasser auf das Meer ausdehnt, soweit das Auge reicht. Neben den Felsen an sich geht eine weitere Gefahr von den starken Winden am Kap aus, dies dokumentieren die zahlreichen Wracks auf dem Meeresgrund.

Seit Bartolomeu Diaz 1488 auf der Suche nach einem Seeweg nach Asien das Kap als erster Europäer entdeckt hat, spinnen sich Wahrheiten, Geschichten, Tragödien und Sagen um diesen geographisch sowie kartographisch auffälligen Punkt. Diaz geriet hier in einen Sturm und nannte das Kap sodann "Kap der Stürme". Auch für uns hat der Wind ein wenig aufgefrischt, damit das Kap uns gebührend begrüßen kann.

Auf der Rückfahrt machen wir Halt am Strand von Boulders Beach der südlich vom kleinen Ferienort Simon’s Town liegt. Vor über 20 Jahren gingen hier ein paar Brillenpinguine an Land und daraus sich inzwischen eine mehr als 4.000 Pinguine zählende Kolonie entwickelt. Zum Schutz der Gelege wurden Holzbrücken gebaut über die wir bis zum Strand gehen und das Leben der Pinguine beobachten können. Ja, die kleinen tollpatschigen Vögel haben sich wahrlich einen zauberhaften Strand zur Aufzucht ihrer Kinder ausgesucht. Die großen glatt gewaschenen Felsblöcke und die türkisfarbene Farbe des Wassers lässt uns glauben wir befinden uns auf den Seychellen. Brillenpinguine scheinen zu wissen wie man das Leben genießt.

Zurück im Zug werden die Taschen gepackt und zum Abschied ein letzter Amarula mit Eis getrunken. Morgen verlassen wir das uns lieb gewordene sehr kleine Abteil und das zu unserer Familie gewordene stets freundliche Personal des Shongololo Express.

14. - 18. Tag

Es heißt Abschied nehmen

Am Morgen vertrödeln wir die Zeit im Zug und verabschieden uns von den einzelnen Mitgliedern der Shongololo Crew. Dann geht es für die nächsten 3 Tage ins Hotel an der Bantry Bay. Als wir das Zimmer betreten beängstigt uns die Größe etwas.

Nach 12 Tagen auf 7 m² befinden wir uns plötzlich in einem 6mal so großen Appartement. Aber wir haben den ersten Schock schnell überwunden, verteilen den Inhalt unserer Taschen in den zahlreichen Schränken und genießen vom Balkon den Blick auf das ca. 200 m entfernte Meer.

Die nächste Haltestelle des öffentlichen MyCiti Busses ist nur 2 Fußminuten entfernt. Das Liniennetz durchzieht die gesamte Innenstadt und einige Außenbezirke. Es ist hervorragend für die Stadtbesichtigung der etwas anderen Art geeignet. Man fährt mit dem Bus durch die verschiedenen Straßen der Innenstadt und stadtnahen Wohngebiete, wechselt zwischendurch die Linie und entdeckt hierbei immer wieder neben modernen Bauten wunderschöne alte Häuser aus dem 18. - 19. Jahrhundert.

Und natürlich besuchen wir die Victoria & Alfred Waterfront (kurz: V&A Waterfront). Sie bestehend aus einem restaurierten Werft- und Hafenviertel rund um die beiden historischen Becken des Hafens von Kapstadt. Es gibt hier unzählige Läden zum Shoppen sowie viele Kaffees und Restaurants für jeden Geschmack. Dank des ständig patrouillierenden Sicherheitsdienstes kann man sich hier auch wohlbehütet fühlen.

Nach 3 Nächten in unserem Hotel heißt es Abschied nehmen von einem modernen Südafrika, das langsam die Nachwehen der Apartheid überwindet und zu einer Regenbogennation zusammen wächst.

Fazit:

Die Reise mit dem Shongololo Adventure Express ist eine Reise der besonderen Art. Sie ist nicht geeignet für Menschen die

  • Zimmer mit viel Platz brauchen
  • nicht in einem rumpelnden quietschenden Zug schlafen können
  • stets zur gleichen Zeit essen wollen
  • Verspätungen und Programmänderungen nicht akzeptieren
  • stets ein perfektes Gourmetmenü erwarten
  • nicht bereit sind einen ganzen Tag mit dem Kleinbus unterwegs zu sein

Sie wird aber allen Menschen Spaß machen die

  • den maroden Charme eines Zuges aus vergangener Zeit mögen
  • zugbegeistert sind und Zugreisen auf verschiedenen Kontinenten sammeln
  • den Vorteil einer Rundreise ohne ständiges Aus- und Einpacken zu schätzen wissen
  • für eine Zeit auf beengtem Raum leben können
  • eine wohlschmeckende afrikanische Küche probieren möchten
  • Spaß haben Leute aus verschiedenen Ländern kennen zu lernen
  • bereit sind auch mal einige Stunden im Kleinbus zu verbringen um zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren

Diese Reise hat unsere Erwartungen erfüllt und wir werden wieder kommen um im Shongololo eine der anderen angebotenen Routen zu erkunden.

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