3. Tag
Nachdem ich gestern bereits die Hotelanlage erkundet hatte und ich auch nicht so gerne am Pool herumliege, bis ich gut durch bin, geht es für mich heute zeitig zum Frühstück. Ich habe mir nämlich einen Mietwagen organisiert und möchte so ein wenig die Insel erkunden. Eigentlich hatte ich ja auch ein Navi mitgebucht, aber dieser Teil meiner E-Mail wurde offenbar nicht gelesen. Also, denke ich mir, werde ich es eben ohne schaffen, schließlich gibt es hier ja nicht so viele Straßen, sieht man einmal von den Städten ab. Wenigstens kann ich dem Fahrer eine Übersichtskarte von Mauritius abringen - immerhin sind da die größeren Straßen eingezeichnet. Und - ach ja, fast hätte ich es vergessen - auf Mauritius herrscht Linksverkehr. Man erkennt also den Touristen auf Anhieb an den irrtümlich bedienten Scheibenwischern beim Abbiegen…
Meine erste Station sollte der Botanische Garten in Pamplemousses sein. Natürlich hätte mir ein Guide liebend gerne jeden Baum, Strauch und Blume in einem erschöpfenden Monolog nahegebracht, aber ganz so neugierig wollte ich dann doch nicht sein. Der Garten ist echt sehenswert und schön gepflegt, überall fliegen bunte Vögel herum, es gibt einige Elefantenschildkröten, die auf ihrer Anlage im Wettstreit nach dem letzten Grashalm sind und Tümpel mit riesigen Seerosenblättern.
Als nächstes wollte ich einfach die Küste entlang fahren und immer mal wieder an einer schönen Bucht oder einem schönen Strandabschnitt anhalten. Ich habe mich heute auf den Küstenabschnitt im Norden beschränkt, hier ist der Indische Ozean etwas rauer und recht große Wellen laden nicht unbedingt zum Baden ein, oft ist dies auch gar nicht erlaubt. Besonders reizvoll ist auch das Landesinnere, hier führen oftmals sehr schmale Straßen vorbei an roter Erde, blühenden Bäumen und hohen Gräsern. Gerne hätte ich die Aussicht noch viel mehr genossen, aber als Fahrer im Linksverkehr in fremder Umgebung und mit überholenden Mofas von links und rechts, so manchem Kreisverkehr, in dem das Recht des Stärkeren zu gelten scheint und Bodenwellen, die teilweise unvermittelt auftauchen, ist das nur bedingt möglich. Auch kann man leider nicht einfach irgendwo anhalten, wenn man sich nicht das Bodenblech ruinieren möchte. Also fahre ich eben.
Und ich hätte es bestimmt bis zum letzten Meter genossen, wenn nicht langsam die Nacht hereingebrochen wäre, verbunden mit einem Regen. Endlich konnte ich den Scheibenwischer mal richtig einsetzen. Wer allerdings in Deutschland schon nachtblind ist, der wird nicht zum Adler in Mauritius. Es war eigentlich ein reiner Blindflug, der nicht enden wollte, weil ich nun einmal Straßenschilder, Straßenbeleuchtung und am besten beides in Kombination, also beleuchtete Straßenschilder, benötige, um sicher nach Hause zu finden. Erwähnte ich schon, dass ich kein Navi hatte? Dass auch meine Offline-Karte auf dem Handy nicht funktionierte? Dass ich langsam immer frustrierter und verzweifelter wurde?
Ich kann nur davor abraten, in Mauritius mit einem Mietwagen in der Nacht zu fahren! Um es abzukürzen: irgendwann, so gegen kurz nach acht Uhr abends (ich wollte eigentlich spätestens um 6 im Hotel zum Abendessen sein), warf ich sämtliche Sicherheitsbedenken über Bord und engagierte einen unbedarften Mann von der Straße. Und wie es so ist, in einer dunklen Seitenstraße, wenn plötzlich der Tourist im Mietwagen links ranfährt - gleich hatte ich drei freundliche Gestalten in meinem Seitenfenster und mindestens vier Hunde tauchten auf, die an ihren Gesäugen schwer zu schleppen hatten. Ich dachte kurz an Raub, Totschlag oder zumindest eine unfreiwillige Organspende, aber nichts davon passierte. Zum Glück, denn die Herren waren sehr freundlich und hilfsbereit. Und ich war auch gar nicht daran interessiert, was da auf Französisch wohl über mich gesprochen wurde, ich wollte einfach nur nach Hause, wenn ich mein Hotelzimmer mal so bezeichnen darf.
Visham, mein neuer Freund und jetzt Beifahrer, geleitete mich letztlich gegen 21.30 Uhr ins Hotel, natürlich nicht ohne vorher "etwas" dafür entlohnt zu werden, schließlich ist nur Bares Wahres. Zum Glück gab es noch Abendessen für mich, so dass der Tag doch noch ein positives Ende fand. Viele schöne Fotos sind der beste Beweis dafür. Gute Nacht!